IGmA- Lehrveranstaltungen SoSe 2019
In the End: Architecture - 50 Years of Arch+ - Project and Utopia (Seminar)
Dozentin: Oehy, Sandra
Die ARCH+ Zeitschrift für Architektur und Städtebau wurde 1967 von Studierenden der Universität Stuttgart gegründet, 1968 erschien die erste Nummer. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums öffnet die Zeitschrift ihr umfangreiches Archiv, in dem sich die Praxis und die Diskurse zu Stadt-, Architektur- und Gesellschaftsentwicklung der letzten 50 Jahre kondensiert haben, für die wissenschaftliche Bearbeitung im Rahmen eines neuen, vom BBSR (co-)finanzierten Forschungsprojekts des IGmA.
Ziel dieses Seminars wird es sein, die ARCH+-Ausgaben der letzten 50 Jahre, die jeweils einem spezifischen Thema gewidmet sind, im Sinne einer Innovationsgeschichte im Spiegel der Zeitschrift zu untersuchen. Dies geschieht entlang von Themenfelder wie Kybernetik/ Neue Technologien, Wohnungsfrage/ soziales Miteinander, Materialien/ Nachhaltigkeit, Moderne, und Methoden der Stadtplanung. Wir werden versuchen, die damit verbundenen Diskussionen, Theorien, und die gebaute Praxis im Kontext zeitgenössischer politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen zu verstehen, um praxisbezogene Schlüsse für aktuelle Herausforderungen der Raumproduktion und damit verbundene zeitgenössische Instrumente des deutschsprachigen Architekturdiskurses ziehen zu können.
Die Ergebnisse des Seminars werden in das IGmA-Forschungsprojektes mit einfließen.
Unsolicited Architecture: The Future of Architectural Practice? (Seminar)
Dozentin: Stanitz, Zsuzsanna
The perception of architecture as a profession and practice has changed dramatically over the last few decades. Understanding the current forces of the market economy, architects no longer represent the public, but instead the interest of private clients which require the establishment of new business/survival models. As part of this process, the profession has to challenge the conventions of its disciplinary boundaries and dare to go beyond them. The notion of unsolicited architecture suggests that architecture enters exactly those territories, where it hasn’t been invited yet. It suggests a proactive instead of a reflective position, which doesn’t wait for the clients´ approach and the arrival of the brief, but becomes the initiator of projects and identifies clients way beyond the conventional border of the architectural expertise and clientele. “In order to escape the prison created by the architectural office as it is currently constituted, we must consider architecture as applicable in almost any other domain with the comfort that there is at this point great potential welcome for the conquering intruder in those domains” (Rem Koolhaas, 2005).
Inspired by Volume magazine´s issue 14: “Unsolicited Architecture”, the seminar will focus on the discussion of practices that dare to push the disciplinary boundaries. We will aim to answer the question if this way of operation is really the future of the practice, or rather a marketing tool to attract further investors and private clients. We will look into the research of Volume magazine, of Spatial Agency, of curators Giovanna Borasi and Mirko Zardini (CCA, Montreal) through the publication and exhibition “The Other Architect” and discuss the new ways of operation as suggested by Rory Hyde´s book “Future Practice”. Perhaps the unsolicited approach is the only way to go for future architects – or is it?
Reference reading: Rory Hyde: Future Practice (Routledge, 2012)
Moderne - Postmoderne - Altermoderne (Seminar)
Dozent: Prof. Trüby, Stephan
(Institutionalisierter) Architekturdiskurs von CIAM bis heute
Gibt es jenseits eines neoliberalen „Alle gegen alle“ noch so etwas wie „Bewegungen“ in der Architektur? Falls ja: Wie sind diese Bewegungen organisiert bzw. institutionalisiert? Falls nein: Welche Architekturbewegungen müssten gegründet werden – und von welchen politischen Entwicklungen könnten sie getragen werden? Das Seminar rekapituliert die wichtigsten Architekturströmungen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts, um auch Fragen nach deren Institutionalisierungen zu stellen: Für welche Inhalte standen beispielsweise die Internationalen Kongresse der Modernen Architektur (CIAM)? Für welche Inhalte standen die Team X-Treffen? Für welche die Charlottesville-Treffen? Oder die Any-Konferenzen? Wie wurden diese Kongresse jeweils organisiert? Welche Rolle hatten „Sekretäre/innen“ wie Siegrid Giedion, Gabriel Guevrekian, Jacquelin Robertson oder Cynthia Davidson? Ein Anliegen des Seminars ist darüber hinaus auch die Reflexion über etwaige kolonialistische Implikationen moderner Architektur. Im Licht aktueller Debatten über die Restitution kolonialer Raubkunst in Frankreich und anderswo geht es in diesem Seminar auch um die Frage nach der Zukunftstauglichkeit eines „altermodernen“ (Nicolas Bourriaud) Architekturverständnisses.
Architektur der Multitude - Zum Vokabular einer erneuerten Moderne (Seminar und Exkursion)
Dozierende: Hönig, Tobias; Trentini, Matteo
Das Projekt „Architektur der Mulitude“ richtet seinen Fokus auf die kollektiven und damit auf die politischen Aspekte architektonischer Projekte. Beginnend mit den Analysen in Paolo Virnos Grammatik der Multitude: Untersuchungen zu gegenwärtigen Lebensformen und in Adrian Fortys Words and Buildings: A Vocabulary of Modern Architecture, geht es darum, auf Grundlage historischer Erkenntnisse eine offene, kollektive Diskussion über einige der Schlüsselbegriffe moderner Architektur wie Raum, Struktur, Funktion, Geschichte, Typ, Kollektiv oder Individuum zu führen – und diese auf ihre Relevanz für zeitgenössische Architektur hin untersuchen.
„Architektur der Multitude“ setzt sich aus einem gleichnamigen Entwurf und einem Seminar zusammen. Jede Seminar-Sitzung ist einem Schlüsselbegriff gewidmet, der zunächst auf seine historische und theoretische Entwicklung hin untersucht wird, ehe im zweiten Teil die Studierenden in Form projektorientierter Referate ihre Überlegungen dazu zur Diskussion stellen. Im Entwurf versuchen die Studierenden auf gemeinsam erarbeiteten Grundlagen verschiedene prototypische Architekturen zu entwickeln, an Hand derer Theorie und Praxis des Vokabulars einer erneuerten Moderne Dritten veranschaulicht werden können.
Die Belegung von Entwurf und Seminar bedingen sich gegenseitig. Teil des Programms ist eine Exkursion, deren Teilnahme verpflichtend ist.
Tektonik (Seminar)
Dozent: Mayer, Hartmut
Der Begriff Tektonik bezieht sich grundsätzlich auf das Fügen, Verbinden und Anordnen der architektonischen Elemente zu einem Gesamtgebilde. Er bezeichnet nicht nur den werkgerechten Umgang mit dem Material und dessen Fügungsprinzipien, sondern auch die Darstellung des Kräfteverlaufs sowie das ästhetische Kräftespiel sämtlicher Architekturelemente zueinander. Tektonik kann als ästhetisches Prinzip des architektonischen Entwurfs verstanden werden, das technisches Denken mit künstlerischen Ausdruckswerten vereint.
Geprägt hat den Begriff 1830 Karl Otfried Müller in seinem Handbuch der Archäologie der Kunst, in dem er die Architektonik als die tektonische Kunst bezeichnet, welche am meisten vom Bedürfnis sich emporschwinge und zu einer machtvollen Erfahrung tiefer Empfindungen werden könne.
Im Seminar wird die Bedeutungsbreite des Begriffs Tektonik anhand einschlägiger Texte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart dargestellt und eine Architekturtheorie der tektonischen Form vorgestellt.
University of Looking Good: Universal Theory of Techno Technology (Entwurf und Exkursion)
Dozent: Markov, Iassen
„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper. Unsere Augen sind geschaffen, die Formen unter dem Licht zu sehen: Lichter und Schatten enthüllen die Formen. Die Würfel, Kegel, Kugel, Zylinder oder die Pyramiden sind die großen primären Formen, die das Licht klar offenbart; ihr Bild erscheint uns rein und greifbar, eindeutig. Deshalb sind sie schöne Formen, die allerschönsten. Darüber ist sich jeder einig, das Kind, der Wilde und der Metaphysiker."
Le Corbusier in Vers une architecture (1922)
Es kann in der Tat sein, dass das Kind, der Wilde und der Metaphysiker zuweilen darüber einig sind, welche Formen die allerschönsten sind, und es kann auch sein, dass Architektur ein „kunstvolles, korrektes und großartiges Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper“ ist. Doch, um eine Frage von Reyner Banham aufzugreifen: Was ist, wenn es dunkel wird? Im Rahmen des Entwurfs soll ein Klub mit Objekten (Bühne, Mixer, Lautsprecher…) inklusive einer Technooper mit entsprechenden Characters erarbeitet werden. Ob Rechteck, Sägezahn oder Pulse; ob tief oder tiefer – Wellenform und Wellenlänge spielen dabei eine wichtige Rolle. Präsentationsformat: gebaute Wellenlänge.
Im Rahmen des Entwurfs wird auch ein Workshop zum Thema „Character Design“ angeboten.
Auf der Exkursion reisen wir nach Rumänien.
Architektur der Multitude - Zum Vokabular einer erneuerten Moderne (Entwurf)
Dozierende: Hönig, Tobias; Trentini, Matteo
Das Projekt „Architektur der Mulitude“ richtet seinen Fokus auf die kollektiven und damit auf die politischen Aspekte architektonischer Projekte. Beginnend mit den Analysen in Paolo Virnos Grammatik der Multitude: Untersuchungen zu gegenwärtigen Lebensformen und in Adrian Fortys Words and Buildings: A Vocabulary of Modern Architecture, geht es darum, auf Grundlage historischer Erkenntnisse eine offene, kollektive Diskussion über einige der Schlüsselbegriffe moderner Architektur wie Raum, Struktur, Funktion, Geschichte, Typ, Kollektiv oder Individuum zu führen – und diese auf ihre Relevanz für zeitgenössische Architektur hin untersuchen.
„Architektur der Multitude“ setzt sich aus einem gleichnamigen Entwurf und einem Seminar zusammen. Jede Seminar-Sitzung ist einem Schlüsselbegriff gewidmet, der zunächst auf seine historische und theoretische Entwicklung hin untersucht wird, ehe im zweiten Teil die Studierenden in Form projektorientierter Referate ihre Überlegungen dazu zur Diskussion stellen. Im Entwurf versuchen die Studierenden auf gemeinsam erarbeiteten Grundlagen verschiedene prototypische Architekturen zu entwickeln, an Hand derer Theorie und Praxis des Vokabulars einer erneuerten Moderne Dritten veranschaulicht werden können.
Die Belegung von Entwurf und Seminar bedingen sich gegenseitig. Teil des Programms ist eine Exkursion, deren Teilnahme verpflichtend ist.
Planabgabe: 12.07.2019
Entwicklung der modernen Architekturtheorie (Vorlesung)
Dozent: Prof. Trüby, Stephan
Komplex Architektur
Architektur ist die vielleicht komplexeste Kulturtechnik, die die Menschheit hervorgebracht hat. Nirgendwo sonst – weder in der Literatur noch im Theater noch in den Bildenden Künsten etc. – fallen wirtschaftliche, technisch-wissenschaftliche, künstlerische, rechtliche, mediale, religiöse und politische Interessen so ineins wie beim Bauen. Doch seit Anbeginn der Moderne um 1800 – dies ist die Ausgangsthese der Vorlesungsreihe – kann immer weniger Rede von der Architektur im Sinne eines klar umrissenen oder gar enzyklopädischen* Fachgebiets sein: aus der Disziplin Architektur ist ein Komplex Architektur geworden. Dieser wird im Rahmen der Vorlesungen systematisch entfaltet: Auf zwei Lektionen mit einführendem und theoretischem Charakter folgen Untersuchungen über das Verhältnis von „Architektur und Politik“, „Architektur und Religion“, „Architektur und Medien“, „Architektur und Recht“, „Architektur und Kunst“, „Architektur und Wissenschaft“ sowie „Architektur und Wirtschaft“. Die Vorlesungsreihe schließt mit einem Blick in die Zukunft der Architektur.
*Vgl. Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Bielefeld: Transcript, 2008.