Metaeuropäische Stadt (2018-)

Architecture ou révolution hieß es in den 1920er Jahren bei Le Corbusier – und das war durchaus ernst gemeint: Es galt, die gesellschaftlichen Konflikte explosionsartig gewachsener Industriestädte bauend zu befrieden. Die proletarisierten Fabrikarbeiter*innen und ihre Familien sollten in bürgerliche Wohnformen eingegliedert und am aufkommenden Massenkonsum beteiligt werden. Das entsprechende städtebauliche Leitbild lieferte 1933 die „Charta von Athen“ der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne: Die nach den Funktionen Arbeiten, Wohnen, Freizeit und Verkehr zonierte Stadt versprach eine Industriemoderne jenseits des Klassenkonflikts. Die Grenzen dieses Ansatzes wurden spätestens im Laufe der 1970er und 1980er Jahre deutlich, als unter dem Banner der „Postmoderne“ eine Kehrtwende um 180 Grad vollzogen wurde: An die Stelle der zonierten trat die gemischte respektive „Europäische Stadt“. Doch auch deren Grenzen – vor allem ihre gentrifizierende Tendenz im Kontext neoliberaler Politiken – sind in den letzten Jahren offen zutage getreten. Heute, ein knappes Jahrhundert und viele Revolutionen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Freizeit und Verkehr später, ist deutlich geworden, dass weder das Zonierungsmodell der Charta von Athen noch das Alternativleitbild der „Europäischen Stadt“ belastbare Perspektiven für die Stadt der Gegenwart und nahen Zukunft bieten. Vor diesem Hintergrund fokussiert die Entwurfslehre des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) auf ein Territorium, das besonders stark von einem autogerechten Urbanismus geprägt worden ist – Stuttgart und seine Region –, und verfolgt seit der Gründung eines IGMA-c/o-IBA-Thinktank im Jahre 2018 das Projekt eines Vokabulars der „Metaeuropäischen Stadt“, dessen Zwischenstand in der vom IGmA gastkuratierten ARCH+ 248: „Stuttgart, die produktive Stadt(-Region) und die Zukunft der Arbeit präsentiert wurde.

 

Zwischenbericht:

https://archplus.net/de/archiv/ausgabe/248/

 

Kontakt: Stephan Trüby, Leo Herrmann

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