Programm Ringvorlesung WS 2022/23: „Gerechte Räume: Architektur, Stadt und Intersektionalität“

October 13, 2022

Programm Ringvorlesung der Fakultät 1 „Architektur und Stadtplanung“ im Wintersemester 2022/23

Architektur, so scheint es, ist eine männlich dominierte Disziplin. Davon künden Baustellenrealitäten, Bürostrukturen, Berufsverbände (und ihre Namen) sowie Zeitschriften mit Titeln wie Baumeister, Deutsches Architektenblatt oder Der Architekt (die kürzlich in Die Architekt umbenannt wurde). Sie ist zudem eine weiß dominierte Disziplin mit jahrhundertealter Kolonialgeschichte, die – wie David Adjaye vor einiger Zeit beklagte – als letzte Branche bezeichnet werden muss, „die das Thema ‚white privilege‘ zur Kenntnis nimmt“. Sie ist auch eine heteronormative Disziplin mit einer langen Tradition, queere Identitäten und Lebensweisen zu verschweigen. Sie ist ferner eine klassistische Disziplin, die für etablierte Machtstrukturen baut und diese reproduziert. Nicht zuletzt ist sie eine traditionell ableistische Disziplin, die erst spät und noch immer ungenügend die Ent-hinderungsbedürfnisse be-hinderter Menschen ernst nimmt. Die Liste, wie Architektur Lebenswirklichkeiten und Identitäten jenseits einer vermeintlichen Norm strukturell ausschließt, könnte fortgesetzt werden – und führt nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Mehrfachdiskriminierung unweigerlich zum Begriff der Intersektionalität.

Vor diesem Hintergrund widmet sich die Fakultät 1 „Architektur und Stadtplanung“ der Universität Stuttgart im Rahmen ihrer Ringvorlesung dem Motto „Gerechte Räume: Architektur, Stadt und Intersektionalität“, bei der zehn Fakultätsmitglieder, nämlich Markus Allmann, Martina Baum, Piero Bruno, Laura Calbet i Elias, Leonie Fischer, Christine Hannemann, Astrid Ley, Jens Ludloff, Martin Ostermann und Christian Stoy, das Thema aus verschiedenen Richtungen beleuchten werden.

Den Auftakt der Ringvorlesungsreihe bildet am Montag, den 17. Oktober 2022 ab 19:00 Uhr die Veranstaltung „Stuttgarter Schule: „Cis*tem-Um’bau: Architektur, Stadt und Intersektionalität“ (Tiefenhörsaal 17.02). Nach einer Einführung von Stephan Trüby folgt eine von Vera Krimmer moderierte Diskussion mit Leon Bischoff, Kyra Bullert, Hannah Dziobek, Vera Kaps (angefragt) und Odile Laufner, bei der Systemfragen gestellt werden – und darüber hinaus erörtert werden soll, wie eine Bauwende sozial und inklusiv angestoßen werden kann.

Begleitet wird dieser Auftakt von der direkt im Anschluss an die Stuttgarter-Schule-Veranstaltung stattfindenden Vernissage der Ausstellung Frauen in der Architektur – Zahlen, Daten, Fakten, die, kuratiert von Nick Förster, Josiane Schmidt, Sandra Schuster und Till Förster, noch bis 20. Oktober 2022 im Foyer des K1-Foyers der Universität Stuttgart zu sehen sein wird (Keplerstaße 11). Auf grafisch eindringliche Art und Weise visualisiert die Ausstellung die gleichnamige Studie Frauen in der Architektur, eine Forschungsarbeit, die an der TU München und der LMU München durchgeführt wurde. Mithilfe von statistischen Grafiken, Texten und Interviewauszügen zeigt sie, wie der deutschsprachige Architekturdiskurs geschlechtliche Ungleichbehandlung reproduziert. Die Ausstellung wurde erstmals im Rahmen des Women in Architecture Festival 2021 in Berlin präsentiert.

Auf diesen Auftakt folgt am 19. Oktober 2022 dann der Gastvortrag „Women in Architecture“ der Tübinger Kunsthistorikerin Dr. Ursula Schwitalla, Herausgeberin des Buches Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Ausblicke (Berlin: Hatje Cantz Verlag, 2021) und Mitbegründerin der Plattform „Diversity in Architecture“.

Infos zu den weiteren Vorträgen sind dem beigefügten Plakat zu entnehmen.

Parallel zur Ringvorlesung wird sich die Schwarzbrotreihe mit dem Thema der Sozialen Bauwende befassen.

Stuttgart, den 13. Oktober 2022

i.A. der Fakultät

Prof. Dr. Stephan Trüby

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